Da hast du recht und ehrlich gesagt beschreibst du genau das, worauf ich eigentlich hinauswollte. Es geht eben nicht ums Geld, sondern um die Unterschiede, die herrschen. Also Gender-Pay-Gap, tradierte Gewohnheiten, die (in der Regel) von Männern weiterhin unumstößlich scheinen, du hast die Verteilung der Care-Arbeit angesprochen, usw.
Ich will daher nochmal sagen: Du kannst zwar mehr Geld verdienen und dafür kämpfen, aber das führt nicht dazu, dass das Dienstwagenprivileg abgeschafft wird, Boni in horrenden Summen ausgezahlt werden, die Care-Arbeit weniger wird oder das Gender-Pay-Gap verkleinert wird. Noch dazu werden sich vermutlich auch die Steuergesetze nicht ändern (Gruß in die Steuerklasse 5).
Der Punkt mit der Refinanzierung, den ich meine ist nicht aus der Luft gegriffen. Irgendwer muss dein Gehalt aufbringen. Das muss dein Arbeitgeber machen. Der muss aber so viel verdienen, dass er nicht nur dich, sondern auch alle anderen gut bezahlen kann (es wollen ja alle immer mehr). Nun ist die Frage: wo bekommt denn das Krankenhaus das Geld her? Ah, die Kassen und die von den Patient:innen (ok, wenn sie nicht grad Milliardenverluste einfahren…). Wenn sich also die Kosten im Gesundheitssystem erhöhen, muss der Staat, um den Status-Quo zu erhalten, mit Steuergeldern einspringen. Diese Steuergelder kommen dann aber von dir - deinem Gehalt. Und wenn ich mir anschaue, wo wir so hinlaufen, dann bleibt nur ein Ausweg: alle müssen mehr Sozialabgaben leisten. Also kannst du gern auch 6.000€ im Monat verdienen, die Abgaben werden darauf nicht geringer sondern tendenziell eher höher. Und wen mehr Menschen mit diesem gehaltsniveau in die Berufe reinkommen, dann stellt sich irgendwann die Frage: wo soll die Kohle denn nun herkommen?
Fakt ist ja: Die Menge des Geldes bleibt gleich, sie verteilt sich nur anders. Wenn du also mehr hast, hat jemand anders weniger. Oder anders: du verdienst so wenig, weil der CEO der meinung ist, er hat mehr verdient als du
Das Thema Care-Arbeit oder unbezahjlte Pflegeleistungen durch Angehörige,usw. das sollten wir woanders thematisieren.
Nur eine Klarstellung: ich möchte, dass die Gehälter steigen. Und wegen mir reißen wir Traditionen gern um und sorgen für neue Zeiten. Da bin ich ganz vorne mit dabei.
Ich möchte aber auch den Blick dafür öffnen, welche Konsequenzen das aben kann und ob es nicht grundsätzlich andere Instrumente und Denkweisen braucht, um über Leben und Geld nachzudenken. Wenn du jetzt mehr bekommst, bedienst du dich den Instrumenten derer, die das damals auch gemacht haben und deswegen jetzt schon mehr haben. Dadurch ändert sich ja nicht wirklich was. It`s just the way down the line. In 10 Jahren spreche ich dann hier mit einer anderen Person, die mir das gleiche schreiben wird. So drehen wir uns im Kreis.
Also lass uns doch mal darüber sprechen, wann genug ist, wie hoch Mieten sein dürfen und die Grundnahrungsmittel bezahlbar bleiben, damit man ein gutes Leben führen kann. Lass uns darüber sprechen, wie wir mehr Gleichberechtigung hinbekommen, Steuergerechtigkeit herstellen und eine sinnvolle Umverteilung der Einkommensverhältnisse herbeiführen können. Wie Care-Arbeit in Familien gut gestaltet werden kann. Der Mann bleibt ja häufig nicht zu Hause, weil er mehr verdient. Sodass sich auf finanzieller Grundalge die Frage nicht stellt und die Frau in den Arsch gekniffen ist. Das muss sich mal verändern. Vielleicht sogar über eine Entlohnung der Care-Arbeit.
Also: die Themen die du ansprichst und die ich hier beschreibe gehören vielleicht nicht mal in das Forum - erst recht nicht in dieses Thema (oder doch?), und gleichzeitig schwingen sie mit. Eben auch weil du diese Probleme ansprichst und sie real existieren.
P.S.Natürlich veridnet dein CEO mehr. Ich wollte sagen, dass in einer bedarfsgrechten Bezahlung so bezahlt wird, wie der eigene Bedarf sich gestaltet. Und man kann ja davon ausgehen, dass ein Single CEO einen geringeren Bedarf an Geldmitteln hat, als eine alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern. Bedarfsgerechte Bezahlung ist vor allem eines: fair. Es berücksichtigt die Lebensrealität jeder Person. Ob du 4.400€ brauchst, wenn du davon 1.500€ sparst ist ja die nächste Frage. Offenbar hast du dann ja 1.500€ zu viel verdient, was jemand anders gut brauchen könnte. Das ist alles hypothetisch und ein Gedankenspiel. Es gibt Firmen, die machen das so und sind damit erfolgreich und haben sehr zufriedene Mitarbeitende. Man muss sich nur mal trauen, alte Zöpfe abzuschneiden und bereit sein, mit weniger auszukommen. Höher, schneller, weiter bringt uns alle um und macht nicht glücklicher.
Cheers.