Nachdem ich mich nun sehr lange mit dem Delir beschäftigt habe, ist mir der pädiatrische Bereich absolut an mir vorbeigezogen. @Antje hat hier aber eine ausgewiesene Fachexpertise und ich hoffe, dass sie hier mal erklärt, wo die Unterschiede zum normalen Delir sind und welche Maßnahmen hier wichtig sind? Wie kann präventiv gearbeitet werden?
Und dann gibt’s dazu noch einen Flyer
Vielleicht darf der hier geteilt werden?
Hier hier gibt es sicher viele, die auch viel Wissen haben zum Thema Delir. Bin gespannt, was wir erfahren!
Übrigens: wer was zum Thema Delir wissen mag, hört sich mal den EKG-Podcast an:
Wir hatten schon lange nichts mehr zum Thema beim EKG, aber die Welt der Kinder ist etwas anders, je nach Alter ist es manchmal auch nicht wirklich zu unterscheiden, was Agitation und was Delir ist . Immer wichtig: Eltern einbinden, befragen und auf Sie hören, wenn die sagen es stimmt was nicht, dann stimmt auch was nicht
Danke @Christian für das extra Thema. Ich erlebe, dass der pädiatrische Bereich oft untergeht, weil das Patient*innenklientel dann doch etwas kleiner ist. Ich würde mich zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn ich Unterschiede zum erwachsenen Delir benenne, da ich mich mit diesem gar nicht beschäftigt habe. Ich habe ausschließlich die Studienlage zum pädiatrischen Delir in meiner BA bearbeitet. Ich muss @HermesBonn recht geben, je nach Alter ist es schwer zu unterscheiden, ob eine Agitation (wodurch auch immer) oder ein hyperaktives Delir vorliegt. Es gibt einige Messinstrumente, die ihr für und wider haben. Allerdings legen Studien dar, dass das hyperaktive Delir mit nur 5-20% am wenigsten vorkommt, wohingegen das hypoaktive Delir und die Mischform deutlich häufiger auftritt. Und die Eltern sind essentiell - sie erkennen oft noch vor den Pflegekräften, dass etwas nicht stimmt und sie ihr Kind nicht wieder erkennen.
Bei der Entwicklung des Flyers habe ich mich an der Wittener Liste und des DISCERN - Instrumentes orientiert, allerdings musste ich auch die Vorgaben der Klinik berücksichtigen. Ich teile den Flyer sehr gern, sobald dieser evaluiert ist. Das ist mir wichtig, damit es am Ende auch alles Hand und Fuß hat
Danke für dein Interesse
Sehr interessant, das Auftreten ist ja dann ähnlich wie bei Erwachsenen. Mich würde interessieren, welche Folgen das Delir bei Kindern hat. Bei älteren Menschen ist ja die Mortalität höher und auch die Wahrscheinlichkeit an einer Demenz zu erkranken höher. Das wird bei Kindern ja wohl anders sein, oder?
Und was kann man machen, um Orientierung zu geben? In einigen Fällen wird ja sowas wie Post mitbringen, Uhren und Kalender aufstellen, usw. weniger Effekte haben.
Reicht ja, wenn du was zu Kindern sagst, @HermesBonn wird dann ja den Rest übernehmen als „Delirpapst“
Papst? Nee nee, aber das Verständnis vom Delir ändert sich gerade. „Brain Network Theorie“ … Das bedeutet, dass es auch bei den Kleinsten zu langfristigen kognitiven Einschränkungen kommen kann, die allerdings dann nicht so messbar sind wie bei Erwachsenen. Wir können halt nicht feststellen, ob ein neonatologischer Patient nur einen Hauptschulabschluss bekommt, ob es am Delir oder anderen Faktoren lag, und er vielleicht sonst Abitur gemacht hätte. Das ist natürlich auch ein bisschen polemisch. Kinder orientieren sich meiner Meinung nach an körperlicher Nähe und bekannten Sinneseindrücken, wie zum Beispiel dem Herzschlag der Mutter oder auch an Umgebungsvariablen, die während der Schwangerschaft vorhanden waren.
Naja, das ist insbesondere aber mit Hinblick auf die Lebensbiografie durchaus ein relevanter Faktor. Wenn also beispielsweise das Thema unerkannt bleibt, könnte das ja Auswirkungen auf die Solidargemeinschaft haben. Chronische Erkrankungen, Schulabschlüsse, etc. Das ist natürlich weit gedacht und auch sicher kein großes Gewicht in der Gesamtheit aber es geht ja um das Prinzip, dass das nicht-erkennen hier eine ganze Biografie (negativ) beeinflussen kann.
Das isn Thema, für das ich sogar zurück in die Wissenschaft gehen würde
Sehr spannendes Thema. Ich hoffe das das pädiatrische Delir ebenfalls in den zukünftigen, nächsten Expertenstandard zu dem Thema einfließt!
Bei mir auch eine absolute Wissenslücke.
Hier ist auch ein spannender Flyer aus dem UKSH, dient halt eher dazu, die Eltern zu informieren!
Bei uns wird das Thema pädiatrisches Delir gerade auch ganz groß geschrieben, bin gespannt was die nächste Zeit bringen wird!
Wow, danke für den Flyer!
Einfach erklärt, absolut nachvollziehbar alles - ein echter Mehrwert!
Du kommst aus dem UKSH? Dass da das Thema dann großgeschrieben wird, kann ich mir vorstellen, mit Peter Nydahl unter der Haube
Bin gespannt, da mehr zu erfahren!
na endlich! Da warte ich seit 2016 drauf.
Schon klar, wer in der Arbeitsgruppe mitarbeitet? Bin ja gespannt, ob er monodisziplinär ausgerichtet wird. Wäre vermutlich mittlerweile möglich. Pflege hat da ja wirklich viel Fachexpertise angesammelt mittlerweile.
Ne, bis jetzt wurde das ganze auch nur auf ein paar wenigen Veranstaltungen angesprochen.
Aktuell läuft ja auch noch das Praxisprojekt zu Kontinenzförderung und die Aktualisierung von Chronischen Wunden.
Vor 25 rechne ich nicht mit Beginn. Bis Veröffentlichung dann wohl frühstens Ende 26, eher 27 schätze ich, oder?
Veröffentlichung wird ne Zeit dauern. kommt etwas drauf an, wo die Literaturstudie gemacht wird. Es werden ja immer mehr pflegewissenschaftliche Institutionen geschlossen
Wenn die 25 beginnen, wird das gut. Werde das genau verfolgen. Bin sicher, ich werde im Update davon hören
Hey Christian, im Vergleich zu Erwachsenen ist die Datenlage zu den Folgen des pädiatrischen Delirs leider nicht so umfangreich. Einige Studien zeigen einen verlängerten Aufenthalt auf der Kinderintensivstation bis zu 50 % und eine längere Beatmungsdauer bis zu 72 Stunden als bei Kindern ohne Delir. Die Langzeitfolgen sind noch schlechter zu benennen, wie @HermesBonn schon schrieb. Ein Review konnte eine schlechtere Lebensqualität benennen und momentan wird diskutiert, inwiefern das pädiatrische Delir Auswirkungen auf PICS (Post-Intensive-Care-Syndrom) als Langzeitfolge bei den Kindern hat. Zur Orientierung nutzen wir ebenfalls Kalender und Uhren (natürlich je nach Alter), aber den wichtigsten Part sehen wir in den Eltern. Ebenso wurde auf unserer Station eine Whiteboard-Tafel in jedem Zimmer etabliert, auf der behandelnde ÄrztInnen und Pflegekraft, Datum, Tagesziele, Stimmung der PatientInnen, etc. aufgeschrieben werden (im Idealfall pro Schicht). Studien empfehlen bei Kindern Maßnahmenbündel aus Anwesenheit der Familie (bei uns sind die Eltern 24 Stunden am Bett erwünscht), das Mitbringen von persönlichen Dingen (hauptsächlich Kuscheltiere, Spieluhren, Lieblingsmusik, Lieblingsbücher…), Tageslicht ab 9 Uhr, Mittagsschlaf, tägliches kritisches Hinterfragen von invasiven Devices und die Limitierung der Bildschirmzeit auf täglich 60 Minuten. Herzschlag der Mutter und Umgebungsvariablen aus der Schwangerschaft kommen eher in der Neonatologie zum Tragen.
Das ist ganz großartig @Antje , vielen Dank für diese Hinweise. Werde da für unsere Briefings mal mehr recherchieren, das Thema ist zwar sehr speziell, aber irgendwie Mega interessant. Mal sehen, ob das dann im Expertenstandard Platz finden wird. Wenn du Datenlage so dünn ist, vermutlich eher nicht.
Danke auch für die Einsicht, wie ihr das macht. Gibt es dazu spezielle Assessments? Irgendwie muss man ja auch messen, ob das alles was bringt? Habt ihr da zahlen zu, wenn ihr da so stark nen Fokus drauf habt? Interessant ist ja, dass andere das Delir bei Erwachsenen nicht mal auf der Pfanne haben
Wir nutzen den CAPD, auch wenn der aus meiner Sicht nicht optimal umsetzbar ist für unser Klientel. Konkrete Zahlen haben und erheben wir momentan leider nicht, alles Zukunftsmusik und abhängig von engagierten Kolleg*innen